Kaum gestohlen, schon in Polen…

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Writer Stories versteht sich als eine dokumentarische Website von und über die Graffiti Szene. Wir distanzieren uns von jeglicher Form des Vandalismus und werden unsere Nutzer niemals dazu animieren, illegal zu handeln. Alle Geschichten wurden uns anonym zugesendet.[/funky_box] [funky_dropcap]E[/funky_dropcap]s begab sich vor einigen Jahren, dass sich vier Jungs formierten um ihrem Hobby, dem restaurieren von Zügen (oder wie nennt man das Auftragen einer weiteren Lackschicht?) auch mal im angrenzenden Osteuropäischen Ausland auszuüben. Gesagt, getan… Es wurde ein Auto organisiert und der Fahrer schlug auch das Ziel vor, welches er von einem vorhergehenden Besuch bereits kannte. Unterkunft? Ganz dekadent im IBIS Hotel, ist ja in Polen, da kostet das fast nichts… Wir trafen uns und starteten gen Polen mit einem coolen alten Mercedes, der bereits geschlagene 350.000 km auf der Uhr hatte, und cruisten gemütlich zu unserem Ziel, über Autobahnen, die noch aus der Zeit vor der deutschen Teilung stammten, als Vorgeschmack auf die Polnische Autobahn, die auf einem Teilstück mit Kopfsteinpflaster belegt war. Wir kamen an, checkten ins Hotel ein, welches nur so günstig gewesen wäre, wenn man es online gebucht hätte, aber egal, passt schon. Jetzt auch noch mehr für einen Tiefgaragenplatz ausgeben? Nein… Kurz aufs Zimmer, Sachen packen, auf geht’s. Den ersten Spot abchecken, hingefahren, sah doch etwas Ghettomäßig aus, an der Hauptstraße geparkt, Fahrer lässt das Navi im Fenster kleben.

[funky_quote align=”left”]”Eine Sekunde nachdem wir Ihn bemerkten, hat er auch uns bemerkt und das Gebrüll ging los.”[/funky_quote]Ich meinte zu Ihm, dass er das doch besser rausnehmen sollte, da wir ja hier in Polen sind, und man es ja schon in Deutschland nicht im Auto lassen sollte. Gelegenheit macht Diebe und so… Er nahm es dann raus und wir checkten das Ding ab. Der Spot sah nicht schlecht aus, aber es war noch zu früh um hier etwas zu machen, so fuhren wir noch zu einem anderen Spot, der aber schlecht aussah und kehrten mit einem Bierchen auf Tasche an das erste Ziel zurück, parkten, vergaßen wieder das Navi, ich wies darauf hin, und es wurde nochmal verstaut, checkten nochmals und fröhnten dann zu später Stunde unserem Hobby. Fill-In, Background, Outline, Fahrer… Super, eine Sekunde nachdem wir Ihn bemerkten, hat er auch uns bemerkt und das Gebrüll ging los, keiner Verstand etwas, aber wir beschlossen zu gehen, er gab sich damit auch zufrieden. Wer konnte denn damit rechnen, dass der schon sooo früh kommt? Wir bunkerten uns in sicherer Entfernung, aber doch mit Fernblick auf die Karre. Er bereitete tatsächlich die Kiste für den Einsatz vor.

Naja, vielleicht können wir das Ding auf Backjump fertig machen dachten wir uns und warteten auf die Ausfahrt, aber die war so kurz, dass die Karre anfuhr, wie wir dran standen. „Naja Polen, lass mal schauen wo die hinfährt, vielleicht kann man die dort fertig machen“ man muß dazu sagen, dass jeder ca. 3 min zum vollenden gebraucht hätte, aber eben die entscheidenden 3 min. Wir konnten das Ziel trotz polnischen Fahrplans ausfindig machen und gaben Kette. In dem Kaff angekommen fanden wir auch schnell den Bahnhof und unsere Karre, denn die parkte mittendrin, unsere Panels allerdings zur Bahnsteigseite mit einem nicht gerade begeistert schauenden Schaffner, der uns schon als Urheber der Umlackierung entlarvt hatte. Egal, die 30 km zurück ins Hotel, es wurde inzwischen auch schon hell. Parkplatz direkt vor dem Hotel, alles cool. Ausgiebig bis mittags gepennt, aufgewacht, ein Blick aus dem Fenster auf das Auto, „Auto ist noch da“ scherzte ich, aber wir waren ja in Polen, da ist diese Bemerkung durchaus angebracht fügte ich noch hinzu. Egal, neuer Tag, die Sonne schien und es gab noch das eine oder andere zu erkunden. Wir gingen aus dem Hotel zum Auto. Auf dem Weg sah ich von weitem schon etwas Reflektierendes auf dem Boden liegen, was sich beim näher kommen als Scherben zu erkennen gab. Aus 10 m Entfernung war dann zu erkennen, dass es die Scherben der Beifahrerscheibe waren. Fuck! Der Fahrer hatte bei unserer Ankunft um 5:30 wieder das Navi an der Scheibe kleben lassen und dieses mal habe ich ihn schlaftrunken, wie wir alle waren, nicht daran erinnert und zack war es weg.

[funky_quote align=”left | right”]”In dem Augenblick bog eine Bullenkarre um die Ecke.”[/funky_quote]

Mit dem Navi auch die Scheibe, das halbe Autoradio (das war gut eingebaut) und zu allem Überfluß auch noch das Handy, dass ist unserem Fahrer nämlich aus der Tasche gefallen… Zum Hotel, Policia gerufen… Nichts anfassen, Policia kommt. Das dauerte immerhin geschlagenen 50 min. und das obwohl sich später herausstellte, dass die Hauptwache nur drei Strassen vom Hotel entfernt war. Die Bullen stiegen aus, und man hat direkt gesehen, wie viel Lust sie hatten das aufgebrochene Auto von so ein paar dummen deutschen Jugendlichen aufzunehmen. „was wurde alles gestohlen?“ übersetzte die Hotelangestellte. „Halbes Autoradio, Navi,…“ sagte unser Fahrer. „NAVIGATOR?“ erwiederte der eine Bulle, und seine Körpersprache sprach Bände, wie konnte man denn nur… Der Fahrer musste dann noch mit auf die Wache, wo das ganze dann protokolliert werden sollte. Wir anderen kamen erstmal mit und waren bei Ankunft über die nähe der Bullenstation erstaunt. Wir drei suchten uns den nächsten Kiosk und gaben uns ein, zwei Mittagsbierchen auf den Schreck und chillten uns auf einen Punkt oberhalb der Hauptline um zu schauen, ob unser Ding vom Vortag unterwegs ist, und es eventuell eine Möglichkeit gibt es noch zu vollenden. Saßen, chillten, tranken noch mehr Bier, und tatsächlich nach 4 Stunden kam unsere Karre.

Wir sprinteten sofort los, in dem Augenblick bog eine Bullenkarre um die Ecke, ich noch schön mit Bier in der Hand am rennen, die beiden Anderen, etwas vor mir, hatten das Bier stehen gelassen… Die Bullen machten eine Vollbremsung und sprangen aus dem Auto und hielten mich fest. Ich war völlig perplex. Sie erzählten was auf polnisch, ich antwortete auf deutsch, das ich zum Zug wollte, daraufhin erklärten Sie mir, dass in Polen Alkohol trinken in der Öffentlichkeit verboten sei, und dass Verstöße 200,- Zloty also 50,- € kosten würden. Ich wusste das natürlich nicht, und somit konnte ich auch sehr glaubhaft erklären, das ich keine böse Absicht hatte, Sie überprüften noch meine Personalien, und da es wirklich das erste mal war, dass ich deswegen aufgefallen war, durfte ich ohne Zahlung gehen.

[funky_quote align=”left”]”Bei einer guten polnischen Mahlzeit, also eine Pizza und ein Bier.”[/funky_quote] Der Zug stand noch im Bahnhof und ich beeilte mich noch einen Blick auf die Kiste werfen zu können und kam auch noch rechtzeitig an. Leider stellte sich das Fahrtziel als am Arsch der Welt heraus und konnte auch noch mehr zurückkommen. Inzwischen war unser Fahrer auch endlich aus der Bullenstation gekommen und wir checkten noch einen anderen Spot für den Abend. Bei einer guten polnischen Mahlzeit, also eine Pizza und ein Bier, schmiedeten wir dann den Plan für den Abend. Wie wir dann zum Spot kamen chillte an der Zufahrt eine Gruppe von ca. 15 Jungs, denen wir nicht unbedingt begegnen wollten, an denen wir aber auch nicht unbedingt mit einem aufgebrochenen deutschen Auto vorbeifahren wollten. Das Fenster hatten wir inzwischen zwar mit einer Mülltüte geflickt. Parken konnte man jetzt also auch überall, da das Auto ja bereits aufgebrochen war, und das Auto klauen? „Ach quatsch, spätestens wenn die den Kilometerstand sehen, steigen Sie unverrichteter Dinge wieder aus“ scherzten wir, somit alles easy. So verlief auch die Aktion. Damit es sich auch lohnt sind wir danach zum anderen Spot gefahren, und haben auch dort nochmal gemalt, dieses Mal erfolgreich. Am nächsten Tag gab es noch Tagfotos von den beiden Aktionen. Wir tauschten unsere restlichen Zlotys gegen Bier und was zu Essen, malten noch einen Smiley auf die Mülltüte als Scheibenersatz und begaben uns auf die Rückfahrt.

Autor: Anonym

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